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Inhalt

schoenbrodt

Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Leben eine unfassbare Skulptur ist,
die sich in der Zeit entwickelt? Die sich verändert, an manchen Stellen
wächst, differenzierter sich ausformt, an anderen Stellen in Struktur
und Kontur abgeschliffen wird, verschwindet. Durch den Lebensprozess
gewinnt die Lebensskulptur an Klarheit, ist mehr oder weniger starken
Veränderungen unterworfen oder verschwimmt, je nachdem wie das
Leben verlaufen ist und wie wir es gestalten.

schoenbrodt

Welche Kräfte wirken auf diese Lebensskulptur ein? Wir haben Visionen,
Lebensträume und es wirken Kräfte in andere Richtungen. So bewegen
wir uns in einem Spannungsfeld. Was wir denken und tun hat eine Wir-
kung auf uns selbst, auf die Gesamtheit unseres Lebens. Was wir nicht
tun und nicht denken hat ebenso eine Wirkung auf die Form unserer
Lebensskulptur. Wir werden in Lebensformen hineingeboren und gestal-
ten später mehr oder weniger bewusst unsere Lebensform. Oder über-
nehmen wir vorwiegend Vorhandenes?

Wie sind Sie Bäuerin geworden?
Wie hat sich Ihr Leben als Bäuerin auf Ihren Körper ausgewirkt?
Wie hat sich Ihr Denken verändert?
Welche Eigenschaften braucht man, um Bäuerin sein zu können?
Haben Sie etwas dazugelernt?
Welche Kräfte wirken im Leben?
Verlief Ihr Leben kontinuierlich oder gab es Zeiten im Leben, wo
sich auf einmal viel verändert hat?
Hatten Sie Freiräume in Ihrem Leben?
Haben Sie einen Lebenstraum?

In ihren Erzählungen und Antworten auf meine Fragen haben die Bäue-
rinnen darum gerungen, zu formulieren, was sie erlebt haben und denken.
Sie waren auf meine Fragen nicht vorbereitet, begegneten mir jedoch
mit großer Offenheit.

Ohne einen gesellschaftskritischen Diskurs zu erzeugen, der etwa im
19. Jahrhundert immer wieder ein Thema bei der Darstellung von Bauern
war, aber auch ohne jegliche Sentimentalität eines „Retournons à la nature“
stellt Gabriele Adler den Frauen lakonisch-freundlich die immer gleichen Fra-
gen, so auch zum Freiraum. Um schließlich der neunzigjährigen Margarete
Schicketanz den Satz zu entlocken: „Wenn ich nichts zu tun habe, da schlag
ich die Fliegen tot.“ Th. Hauenfels, Juli 2008

Entsprechend dem Skulpturgedanken das Leben betreffend, liegt der Buch-
gestaltung die Idee einer lesbaren Skulptur zu Grunde. Der Wiener Grafiker Gerhard Fritz gestaltete den Interviewteil diesem Grundgedanken entsprechend.

Im Buch sind außerdem Texte von Gunna Wendt, freie Schriftstellerin und
Biografin und Dr. Theresia Hauenfels, Sprachwissenschaftlerin und Kuratorin,
zu lesen.